Das Abgas Rückführ Ventil, das AGRV des 1,6l Motors:
Ein ausgeklügeltes System schleust ein Bißchen warmes Abgas aus dem Auspuff (also direkt am Abgas Krümmer) wieder zurück in die Lufansaugungs- Zufuhr der Einspritzanlage. Dieses Bißchen warmes (eigentlich recht heißes) Abgas muß sanft dosiert werden und das macht das AGRV.
Zu viel ist nicht gut, der Motor stottert dann und geht aus, zu wenig reduziert nicht die Schadstoffe, die nach dem Katalysator in die Außenluft geblasen werden. Diese Schadstoffe sollen, besser, sie müssen minimiert werden.
Die ganze Sache hat nur eine Haken. Das eigentliche Ventil ist nur ein stufenlos steuerbarer runder Metallzapfen (wußten wir erst später), der mit einer ganz feinen weichen Druckfeder (Spiralfeder) in die Richtung "zu" gedrückt wird. Ein steuerbarer Spezialmagnet zieht den Zapfen fließend "auf" bis zum Maximum. Doch der Metallzapfen wird konstant mit rußigem Abgas malträtiert und von diesem Ruß bleibt stetig etwas mehr hängen, er setzt sich an diesem Zapfen ab und die Schicht wird dicker und dicker.
Irgendwann geht das Ventil nicht mehr zu, denn der Zapfen klemmt und die kleine Feder hat nicht (mehr) genug Kraft, das Ventil völlig zu schließen. Jetzt ruckelt der Motor fürchterlich und geht bei Teillast sogar aus. Und die Motor-Alarm Leuchte ist an. Es sei mit erheblichen Motorschädenzu rechnen laut Handbuch.
Wieder mit schlotternden Knien in der Werkstat wird der Fehlercode des Bordcomputers ausgelesen und dann heißt es : Autauschen !! Macht zusammen 280.- Euro + Mwst.
Das nackte Ventil im ebay kostet zwischen 79.- und 88.- Euro. Aha, sagt der Laie und wundert sich.
Bis dato wußten wir nicht, was das AGRV Ventil nun wirklich tut und wie es funktioniert und wie es ausgetauscht wird. Und irgendwie war uns mulmig, immer wenn es heißt "Austauschen".
Da gibt es neben viel dummen Zeugs auch Ernsthaftes in den Opel Foren.
Und einer hat beschrieben, wie er es beim Corsa (mit dem gleichen 16ventiler 1600 Kubik 100 PS Motor) gemacht hatte. Nur, es waren keine Bilder für den Opel Vectra 16 dabei.
Also haben wir uns dran gemacht, das AGVR auszubauen. Werkzeug ist bei uns da in Hülle und Fülle und Platz auch. Beim zweiten Male (wenn man es denn weiß) braucht man ca. 15 Minuten. Dann ist es draußen. Raus geht schnell mit dem richtigen Werkzeug.
Doch dann kommt der Ingenieur und stellt fest, man solle etwas länger nachdenken, ehe man es reinigt und wieder einbaut.
Also, das AGRV ist ein Tennisball großes rundes Metallteil eher in der Form einer billigen Kantinen Kaffetasse (siehe Bild) und hat einen dicken Flansch, so sagen die Maschinenbauer zum Anschlußteil, mit zwei Löchern für die Schrauben (zum Motorblock). Dann sind da zwei verschieden große Löcher innen drinnen, eines zum Abgas "rein" Lassen und eines zum Abgas "raus" Lassen. Und man sieht sofort, das große Loch ist innen stark verrußt.
Also erst mal nur ausblasen mit 8 Atü Pressluft und dann mit einer feinen Messingrundbürste innen nochmal ausbürsten. Da kommt richtig kräftig Ruß raus. Dann kann man den runden Zapfen sehen und bewegen. Anfänglich geht eher schwerer, später nach mehreren heftigen Schubsen dann leichter. Aha, das klemmt also hier.
Es gibt mehr zu tun, als einfach nur Tauschen !
Und jetzt kommt die Überlegung. Wenn in dem kleinen Vorraum zum Zapfen so viel Ruß drinnen ist, dann ist doch in dem Zuleitungsrohr im Motorblock vom Abgas- Krümmer bis zur Montage-Ebene des Flansches auch noch massig feiner lockerer Ruß an den Wänden, der bei einem neuen AGRV doch auch dieses sofort wieder "zu" setzen würde. Das muß doch auch erst raus oder ?
Ich vermute jetzt ganz stark, keine Werkstatt macht sich die Mühe, mit kleinem Spiegel und starker Handleuchte und langer Flaschenbürste und einem Staubsauger samt langer Tülle vorsorglich dieses Rohr zu säubern. Die "Werkstättler" schrauben doch das neue AGRV einfach nur drauf.
Und schon ist der nächste Ausfall in allerkürzester Zeit wieder vorprogrammiert.
Also habe ich mir alleine die Mühe gemacht, dieses dunkle Rohr (oder Loch) im Motorblock mit laufendem Staubsauger sorgfältig zu säubern. (damit der Ruß da nicht gleich rein fällt, sondern gleich abgesaugt wird.
3 mal gesäubert und dann ?
Beim 4. Male hatte es dennoch nur wenige Tage funktioniert. Dann ging mir der Motor erst in Darmstadt und dann direkt vor meiner Haustür einfach aus. Mit Mühe und Halbgas (weil Automatik) bin ich noch bis auf den Hof gekommen.
Nach dem Ausbau des Ventils ist aufgefallen, der Zapfen läßt sich nur noch ruppig bewegen.
Alles Ausblasen und Saugen und drehen hatte nichts mehr geholfen, der ist innen verrußt und da kommt man nicht rein. Das Gehäuse ist nicht schraubbar. Ein neues Ventil muß her.
Im ebay gab es ein Angebot für 59 Euro mit Rechnung und Fracht. Zuerst kam natürlich das Falsche. Im zweiten Anlauf das Richtige, aber kein Neues.
Dennoch es geht und der Motor läuft wieder normal.
Jetzt war endlich die Zeit gekommen, das Ding da zu schlachten. Es ist offensichtlich ein Konstruktionsfehler, daß es überhaupt so verrußen kann und dabei den Motor im Stand zum Stillstand bringt.
Den Deckel kann man brutal abspalten mit einer Axt oder einem Stechbeitel. Im Plastikkopf sitzt die gekapselte Druckfeder und im Metallkörper der Zapfen. Man kann mit heller Beleuchtung den angesetzten Ruß sehen.
Die Feder im Kopfteil geht noch ziemlich leicht, der Zapfen dagegen schabt irgendwo am Gehäuse und vermutlich bremst das zu viel.
Das AGR sitzt eigentlich fast senkrecht und damit muß der Zapfen zum Öffnen der Luftzufuhr senkrecht hochgezogen werden.
Der Druck zum Schließen ist bei dieser Verschmutzung anscheinend zu gring, um das Ventil zu schließen und der Motor läuft zu mager, stottert noch eine Weile als Vorwarnung , dann immer mehr und geht am Ende plötzlich aus.
Wiesbaden im Mai 2011
Nein, Mist, das zweite AGR-Ventil ist nach 100km wieder ausgefallen.
Leider war es ein Flop, unser Vectra ist einen Tag nach der erfolgreichen Probefahrt ruckelnd in Hochheim am Main stehengeblieben. Jetzt habe ich beim ebay Lieferanten in Friedrichsdorf wieder sofort reklamiert, daß diese leicht gebrauchte AGR ein Murks war. Er hat auch gleich noch am Sonntag eine Neues auf die Reise nach Wiesbaden geschickt.
Ich habe dann das aktuell eingebaute AGR schon mal vorab ausgebaut, fahren war sowieso nahezu unmöglich, und habe mit den Übeltäter genau angesehen und fotografiert.
In dieser Ausführung eines OEM Teils war innen eine leicht lädierte Asbest ähnliche Dichtung zu erkennen, aus der sich Brocken gelöst hatten. Und genau solch ein kleiner Brocken klemmte im Dichtungsauslass und blockerte das vollständige Schliessen des beweglichen Teils.